Planen mit dem digitalen Zwilling
Mechernich – Das Ziel ist Klimaschutz. Der Weg dahin soll über die kommunale Wärmeplanung führen. Warum? Weil der Wärmesektor, je nach Quelle, bis zu 15 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verursacht. Kein Wunder also, dass eine flächendeckende Wärmeplanung eine zentrale Säule des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung geworden ist – und so macht sich auch die Stadt Mechernich daran, einen Plan für die künftige, klimaneutrale Wärmeversorgung zu machen.
Zuständig dafür sind die Stadtplaner Thomas Schiefer und Katja Schmitz. „Erst den Bestand analysieren, dann die Potenziale ermitteln, anschließend Zielszenarien formulieren und letztlich eine Strategie für die Umsetzung einer Wärmeversorgung von Morgen erarbeiten“, erklärt Katja Schmitz die vier Schritte zum Ziel. Doch alleine kann eine Kommune diese komplexen Aufgaben nicht bewältigen.
Nachdem die Stadt eine entsprechende Förderung erhalten hat, wurde eine Ausschreibung gestartet, um ein spezialisiertes Planungsbüro zu finden, das bei den ersten Schritten unterstützt. Wer jetzt denkt, anschließend laufen ganz viele Mitarbeiter durch das Stadtgebiet und ermitteln für jedes Haus den Dämmgrad, die Heizungsart oder die verfügbaren Versorgungsleitungen, der irrt. „Mit ganz vielen vorhandenen Daten wird ein digitaler Zwilling des Stadtgebiets erstellt“, erläutert Katja Schmitz.
Strategie entwickeln
So können die Experten anschließend am Computer für jeden Straßenzug erkennen, was dort möglich und sinnvoll ist, um die Wärmversorgung zu optimieren. „Ich habe mich dazu mit einem Kollegen ausgetauscht, der in einem Ort wohnt, in dem es den digitalen Zwilling bereits gibt“, berichtet Thomas Schiefer: „Der Kollege hat sich zu 80 Prozent in der Beschreibung wiedergefunden.“
Die virtuelle Realität kommt dank der Analyse der vorhandenen Daten also recht nah dran an die Wirklichkeit. Aber was kommt nach der Bestandsanalyse? „Die Planung und Strategieentwicklung, welche klimafreundliche Energieart, wo Sinn macht“, sagt Katja Schmitz.
Kollege Thomas Schiefer nennt Beispiele: In der einen Straße könnte es sinnvoll sein, die vorhandene Gasleitung für ein Wasserstoffnetz zu nutzen, um Brennstoffzellenheizungen zu betreiben. In einem anderen Ort könnte möglicherweise der Betreiber einer Biogasanlage zum Lieferanten für ein dezentrales Nahwärmenetz werden. Wieder woanders ist wegen der modernen Bausubstanz möglicherweise die Wärmepumpe die beste Wahl, um zu heizen.
Orientierung für Hausbesitzer
Doch was bedeutet das für den jeweiligen Hausbesitzer? „Bestandsanalyse, Planung und Zielstrategie sollen Wege aufweisen, wo die Reise einmal hingehen kann“, sagt Stadtplaner Thomas Schiefer. Umsetzungsziele solle die Kommune zwar formulieren, wie die Realisierung einmal genau aussehen könnte, habe der Gesetzgeber allerdings offengelassen, merkt der Mechernicher Stadtplaner durchaus kritisch an.
Er sieht den Nutzen der Planung vor allem darin, dass Kommunen und Private sich an den Ergebnissen der Studie orientieren können, welche klimafreundliche Heizung möglicherweise an der jeweiligen Liegenschaft eine Zukunft hat. Wird ohnehin saniert oder modernisiert, erhalte der Hausbesitzer fundierte Erkenntnisse für seine Heizungsentscheidung.
Bis Ende kommenden Jahres möchten Thomas Schiefer und Katja Schmitz die kommunale Wärmeplanung für Mechernich fertigstellen. Voraussetzung ist, dass ein Planungsbüro gefunden wird und seine Arbeit aufnimmt. Die Stadt am Bleiberg ist jedoch recht zeitig dran. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Großstädte ihre Planung bis Mitte 2026 vorlegen, Städte und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern haben eigentlich noch bis Mitte 2028 Zeit.
pp/Agentur ProfiPress
Mechernich erhält einen digitalen Zwilling, der aus zahlreichen vorhandenen Daten errechnet wird. Das Modell dient als Grundlage für die kommunale Wärmeplanung.
Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress