Startschuss für den digitalen Zwilling
Mechernich – Für Thomas Schiefer steht fest. „Wir wollen nicht schon wieder ein Jahr lang einen Aktenordner füllen, der am Ende nur nutzlos im Regal steht. Es muss auch etwas Konkretes dabei herauskommen“, sagt der Stadtplaner beim Kick-off-Treffen zur kommunalen Wärmeplanung im Mechernicher Rathaus.
Beim Blick in die Runde wird schnell klar, dass diese Zielsetzung auch im Sinne von Bürgermeister, Beigeordnetem, Dezernent und Fachbereichsleitern ist. Denn die Kommunen müssen viel zu oft, theoretische Aufgaben abarbeiten, die von oben, also von Land und Bund, nach unten durchgereicht werden und die bei oft geringem Output wertvolle Ressourcen binden.
Bei der kommunalen Wärmeplanung soll es anders werden. Das jedenfalls ist die Erwartungshaltung der Mechernicher Verwaltungsrunde, die sie Dr. Luis-Martín Krämer und Miriam Stork ins Stammbuch schreiben. Die beiden gehören bei der e-regio zum „Team Wärmewende“, das die Kommunen im Versorgungsgebiet dabei unterstützen möchte, kommunale Wärmepläne zu erstellen – eine dieser Pflichtaufgaben, die der Bund erdacht hat.
Orientierung bieten
Zum Glück war Verwaltungsmitarbeiterin Katja Schmitz nicht nur akribisch bei der Antragstellung für eine Förderung, sondern auch hartnäckig beim Nachfassen. Dadurch ist die Stadt am Bleiberg in den Genuss einer 100-prozentigen Förderung gekommen. „Das haben bei weitem nicht alle Kommunen geschafft. Viele müssen diese Aufgabe dann auch noch finanziell stemmen“, weiß Luis-Martín Krämer, der in seinem Vortrag Ziele, Vorgehen und potenzielle Mehrwerte für die Kommune präsentierte.
Worum geht es also bei dieser Wärmeplanung? „Das Ziel ist eine Dekarbonisierungsstrategie für die Wärmeversorgung auf kommunaler Ebene“, erläuterte der e-regio-Mitarbeiter. Sprich: Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie der CO2-Ausstoß verringert werden kann, um die Klimaziel der Bundesregierung und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erreichen.
Wichtig laut Luis-Martín Krämer: „Von der Wärmeplanung geht keine rechtliche Bindung aus. Sie soll als Orientierung dienen, welche Art der Wärmeversorgung wo am besten funktioniert.“ Das soll Immobilienbesitzern, Firmen und Kommunen dabei helfen, sinnvolle Investitionsentscheidungen zu treffen, wenn modernisiert wird oder eine neue Heizung hermuss. „Niemand wird gezwungen, seine funktionierende Heizung herauszureißen“, betonte der Experte.
Szenarien abbilden
Doch damit eine künftige Strategie vernünftig ausgearbeitet werden kann, braucht es zunächst eine Bestands- und eine Potenzialanalayse. Für die Zusammenfassung und Visualisierung der Ergebnisse kommt ein digitaler Zwilling zum Einsatz, der inzwischen bereits seine Geburtsstunde erlebt hat. Laut Luis-Martín Krämer wurden in das digitale Werkzeug bereits öffentlich verfügbare Daten eingearbeitet. Die e-regio habe zudem Daten zu Gasverbräuchen und Gastnetzen beigesteuert.
Bei der nächsten Dateneinspielung sollen Informationen zu Wärmenetzen in Mechernich sowie bereits erfragte und erhaltene Daten von der Stadt sowie anderen Energieversorgungsunternehmen eingespielt werden.
Mit diesem digitalen Zwilling soll es dann künftig möglich sein, per Mausklick Szenarien abzubilden und Simulationen für den Wärmebedarf in der Stadt am Bleiberg zu ermitteln. Auch sollen so Potenziale erkannt werden, um den Wärmebedarf zu senken oder erneuerbare Energien sinnvoll zu nutzen.
Der Mehrwert für die Kommune? „Die Wärmeplanung gibt Impulse für investive Maßnahmen. Auf diese Weise kann lokale Wertschöpfung entstehen und die Wettbewerbsfähigkeit von lokalen Unternehmen steigen“, sagt Luis-Martín Krämer. Zudem könnten bei der Umsetzung Synergien entstehen, etwa bei der Koordinierung von Tiefbauarbeiten. Weitere Stichpunkte: Versorgungssicherheit und größere Importunabhängigkeit.
Infoplattform online
Der ganze Prozess soll dabei nicht im stillen Kämmerlein entstehen. „Es ist sinnvoll verschiedene Akteure in der Stadt mit einzubinden“, raten die e-regio-Mitarbeiter. Dazu könne die Politik zählen, die Verwaltung sowieso, diverse Großverbraucher im Stadtgebiet, Immobilienbestandshalter oder die Landwirtschaft. Gleichzeitig soll mit deine-wärmewende-mechernich.de eine Informations- und Kommunikationsplattform geschaffen werden. Broschüren und Infomaterialien sowie Newsletter und Social Media Posts könnten ebenfalls hilfreich sein.
Ein strammes Programm also für das Team Wärmewende der e-regio und die Mechernicher Stadtverwaltung. Am Ende des Jahres soll das Projekt abgeschlossen sein. Dann müssen mögliche Handlungsstrategien und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, Reduzierung des Wärmeenergiebedarfs und Dekarbonisierung der Wärmeversorgung formuliert sein. Zudem müssen mindestens drei bis fünf Maßnahmen entwickelt werden. Dann soll es also ganz konkret werden, so wie es die Verwaltungsmitarbeiter in ihrer Erwartungshaltung zum Kick-off formuliert haben.
pp/Agentur ProfiPress
So sieht Mechernich im digitalen Zwilling aus. Das computergesteuerte Werkzeug hilft dabei, die kommunale Wärmeplanung zu erarbeiten und muss im Laufe des Prozesses noch mit Daten gefüttert werden.
Screenshot: Dr. Luis-Martín Krämer/pp/Agentur ProfiPress